Wie ich schon mal erzählt habe, habe ich lange Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet.
Das kann an und für sich eine tolle Erfahrung sein, wenn man die Regeln beachtet und auch sonst einiges bedenkt. (Wenn Ihr da mal mehr wissen wollt, dann fragt einfach, ich gebe Euch da gerne Informationen.)
Was man auch beachten sollte, vor allem als Frau, das Leben und die Liebe ist / kann auf einem Schiff etwas anders laufen, als Ihr es von der Landseite her gewohnt seid.
Zum einen sind die Kollegen, genau wie Du, nur einige Wochen oder Monate an Bord. Das heißt, wenn eine Person für Dich interessant sein könnte, kann es passieren, dass er oder sie schon bald wieder von Bord steigt, dass der Vertrag zu Ende ist. Und es ist dann nicht sicher, ob Ihr den nächsten Vertrag (so Ihr wollt) auch zusammenfahren könnt. Das kann, je nachdem wie Du dich mit dieser Person verstehst, Fluch oder Segen sein. Geht es in Richtung Liebe, ist das schmerzhaft, die geliebte Peron bald wieder zu verlieren. Geht es in Richtung Langeweile oder nervt es, musst Du nur die Zeit abwarten, und zack weg ist er.
Zum anderen weißt Du nie, woran Du genau bist. Ist das Echt? Oder bist Du nur ein Ersatz für den fehlenden Partner an Land? Wir sprechen hier immer von Land- bzw. einer Schiffsbeziehung. Die Nächte können einsam sein und die Tage, vor allem an den Seetagen sehr lange. Da ist es tatsächlich wirklich toll, wenn man jemand hat, bei dem man sich über so manche Dinge unterhalten kann. Und das ist auch nicht immer die Kollegin oder die Roommate. Also die Person, mit der Du die Kabine teilst. Manchmal möchtest Du eben mehr als Nähe.
Denn nicht nur das männliche Testosteron ist an Bord sehr hoch, auch die Hormone bei der Damenwelt, wollen versorgt werden. Manchmal reicht es schon, wenn man jemand hat zum kuscheln, reden, spazieren gehen, zum Shoppen und natürlich zum Essen gehen.
Und tatsächlich kann es sein, dass Du jemanden triffst und Du denkst, ja der ist es, könnte es ein. Freust Dich diese Verbindung einzugehen. Und ja Du denkst, ach wie schön, nicht mehr alleine auf dem Schiff.
So ist es mir auch ergangen. Sogar zweimal. 😉
Das erste Mal war ich noch in Schiffsgeschichten recht unerfahren, trotz meines Alters. Ich wusste noch nicht so recht wie das alles lief und wie / was mir passiert. Diese Geschichte ist nicht wirklich erwähnenswert und so erzähle ich euch von der Zweiten, die die mir einen tieferen Einblick in die Männerpsyche gegeben hat.
Er war ein ranghoher Offizier, bestückt mit mehreren Streifen was auch bedeutete, große eigene Kabine und Ungestörtheit. Außerdem war es hier wichtig viel Diskretion walten zu lassen, bis ich mir sicher war, dass es der Richtige war. Denn von der ersten Geschichte war ich einfach noch gebrandmarkt. Diskretion war für ihn auch in Ordnung. Warum genau, erfuhr ich dann noch später.
Wir haben uns entweder draußen an Land in unserer Freizeit getroffen oder eben nach Dienstschluss in seiner Kabine. Die lag auch nicht allzu weit von meiner. Da ich auch eine Uniform trug, wäre es auch nicht so schnell aufgeflogen, wenn wir mal an der Tür gesehen worden wären.
So ging es eine ganze Zeitlang gut und wir genossen die Zeit. Bis kurz vor Weihnachten. Dann bekam ich eine Rede, der ich nur ungläubig folgen konnte.
Er meinte, ‚Du ich muss dir was sagen, meine Freundin kommt über Weihnachten und Silvester an Bord.‘ Ich, nur „WAS? Wie bitte?“ Ich konnte nicht fassen was ich da gehört hatte, dachte zuerst ich habe mich verhört, doch nein, er meinte das Ernst. Ich sagte ihm, dass er mir nie erzählt hätte, dass er eine Freundin hätte. Doch er meinte nur dazu, „Ja, sie ist ja danach auch wieder weg!“ Und ich erwiderte darauf: „Ja, und ich genau JETZT!“. Ich stand auf und bin gegangen. Mit einer Wut im Bauch. Und allen möglichen Gedanken, böse Gedanken und mit Rachegelüste. Ach, sollte die erstmal an Bord kommen, der würde ich was erzählen.
Doch als der Tag kam und ich sie dann an Bord, sogar bei einer unserer Poolpartys auf dem Pooldeck gesehen habe, er im Schlepptau, werde ich sein Gesicht nie vergessen. Er war voller Angst im Blick, denn natürlich wusste sie auch nichts von mir. Mein Vorteil!
Ich bin in ihre Richtung gelaufen und habe regelrecht gemerkt, wie er die Luft anhielt. Doch ich habe die zwei nur ignoriert und bin an ihnen vorbeigelaufen. Dieses Spielchen habe ich jedes Mal gemacht, wenn ich sie in den folgenden Tagen an Bord zusammen gesehen habe. Und jedes Mal sein ängstlicher Hundeblick.
Warum habe ich nichts gesagt? Weil dieser Blick mir mehr Genugtuung verschafft hat, als ich es jemals für möglich gehalten hatte. Und weil ich mich dadurch größer und besser fühlte. Er war der Verräter und ich dachte nicht daran, eine Opferrolle einzunehmen. Die Rache war mein, auf eine ganz besondere Art und Weise.
Kurz nach diesem Erlebnis war auch mein Vertrag zu Ende und es ging nach Hause. Die Zeit Zuhause habe ich genossen. Doch der Gedanke an den nächsten Vertrag lies mich nicht los. Was wenn es wieder passiert? Ich wieder nur verarscht werde?
Das wollte ich alles nicht mehr. Nicht mit mir, so nicht!
Und da reifte ein Gedanke in mir. Mein nächster Vertrag brachte mich um die halbe Welt. Von Kiel aus in die schönsten skandinavischen Hauptstädte, hoch zum Nordkap, in die schönsten Fjorde Norwegens, zurück ins Hafenbecken Kiels. Bis es dann runter über die Biskaya, ins Mittelmeer gehen sollte. Bis dahin sollte es dann Anfang Herbst sein und es sollte rund ums Mittelmeer über Spanien, Italien, Griechenland die Türkei und durch den Suezkanal in den Orient gehen. Was für ein toller Vertrag! Ich wusste welches Team mit mir an Bord war und wer meine Chefin sei sollte. Eigentlich alles perfekt!
Und so beschloss ich folgendes: Ich würde mir eine tolle Zeit an Bord machen, viele wunderbare Länder sehen, bezaubernde Städte. Shoppen nach Herzenslust und Essen nach vielfältiger Küche. Was brauche ich da noch einen Mann? Ich beschloss, ich werde alles genießen und ansonsten zur Nonne mutieren, so sehr hatte ich die Schnauze voll!
Mit diesem Gedanken machte es bei mir ‚Klick‘! Ich fühlte mich wohl und so sollte es sein! Ich konnte endlich loslassen, von schlechten Gedanken, alten Geschichten und unrühmlichen Liebeleien.
Und mit diesem Gedanken und einer großen Vorfreude stieg ich am 9. August 2014 wieder aufs Schiff auf. Und sollte eine der größten Überraschungen meines Lebens bekommen.
Kaum angekommen, mussten alle neu aufgestiegenen Crew Mitglieder zu den ersten (von vielen weiteren) Sicherheitstrainings. Das wurde ich einem kleinen Saal abgehalten, der auch als Seminarraum oder Kino genutzt wird, da er wie ein Kino absteigend gebaut ist.
Ich ging rein, sah eine Kollegin aus einem anderen Vertrag und freute mich sehr sie wieder zu sehen. Eine unserer wunderbaren Sängerinnen aus der Entertainmentabteilung. Während ich zu ihr runter ging, um sie zu begrüßen, sah ich aus dem Augenwinkel einen ganz bezaubernden, sehr gutaussehenden Mann sitzen. Etwas abseits von alle anderen, doch mit einem Charisma versehen, das mich sogleich in einen Bann zog.
Ich bekam durch charmantes Geplauder mit ihr heraus, wer er war und erfuhr, dass er einer unserer Sänger an Bord sei. Amerikaner, nicht schwul (an Bord in diesem Bereich ungewöhnlich 😉 ) aus der Musicalwelt stammt und nicht gebunden.
An dieser Stelle mache ich ein kurzes Break. Denn meine Gedanken wurden im Laufe der folgenden Wochen alle über den Haufen geworfen.
Er interessierte sich auch für mich und so entspann sich in den folgenden Wochen, eine ganz zauberschöne Verliebtheit, mit der ich nie wieder so gerechnet hatte. Auch waren wir besonders sorgsam was unsere Gefühle anging. Vorsichtig, tatsächlich auch sehr diskret, doch diesmal aus anderen Gründen, eben nur für uns, Wir wollten es erstmal testen, ob es für uns passt. Für uns jedoch mit offenen Herzen. Und wie es passte. Nach vier Wochen liefen wir Hand in Hand durch die Gegend und bekam den Respekt und die Wertschätzung auch von den anderen Kollegen, sie freuten sich einfach mit uns. Und die meisten können es auch heute nicht glauben, dass eine Schiffsbeziehung auch an Land funktionieren kann.
Wir sind bis heute glücklich und verliebt zusammen und an Silvester 2019 bekam ich einen Heiratsantrag von diesem wunderbaren Mann.
Wie war das passiert oder besser noch wie konnte das sein?
Das ist meine Moral von der Geschichte: Erst als ich losgelassen hatte, erst als ich komplett wieder bei mir war, erst als ich mir das schönste Leben, das ich mir für den Moment vorstellen konnte, in Gedanken und Taten zurecht legte… erst dann konnte das Leben mir dieses Geschenk machen! Die Liebe in Form dieser ganz besonders lieben Seele.
Mit Respekt, Wertschätzung, Leichtigkeit, Lebensfreude und viel Liebe!
Also, egal was momentan ist, es ist egal. Du musst die Verantwortung für dein Leben übernehmen, Dich weder verarschen, noch für dumm verkaufen lassen. Hör auf ein Laufband auf deiner Stirn laufen zu lassen…. Suche, suche, suche, Lass das!
Wenn Du bereit bist, ist das Leben auch bereit und hat das schönste Geschenk für Dich parat!
Wenn Dir solche Gedanken und Szenen nicht unbekannt sind, Dir das irgendwie bekannt vorkommt und Du auch eine Beziehung auf Augenhöhe möchtest, dann melde Dich, ich bin für Dich da!
Denn wir gehen den Weg zusammen und finden den richtigen Weg für Dich!
Denn der Weg muss zu Dir passen, nicht Du zum Weg!
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